Tagblatt Online, 16. Februar 2011 01:10:04

Die «Heufäger» kommen

Auf dem Hof Techenwies in Wolferstwil entsteht diesen Sommer eine Bauernhofspielgruppe. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. Die Wiler Zeitung hat sich mit den Initiantinnen getroffen, und ein wenig Stallluft geschnuppert.

MELANIE GRAF

Wolfertswil. Neugierig strecken die Kühe ihre Hälse durch das Absperrgitter und beäugen die Besucherinnen, die an ihnen vorbei, in Richtung ehemaligen Kälberstall gehen. Der Eingang zum Kälberstall ist mit hellem Holz verkleidet. Die Wände im Stall sind mit Pastellfarben bemalt und mit Bauernhoftieren verziert. Bunte Vorhänge fallen von der Decke. Die alten Selbsttränkebecken und die Leitungen stehen aber noch. Später soll noch ein Rasenteppich gelegt werden und Strohballen sollen als Sitzgelegenheit dienen.

Tagelang haben Nicole Jud-Peterer aus Flawil und Chantal Hafner-Schneider aus Oberuzwil am «Fägerstübli» gearbeitet und gehen jetzt in die Schlussphase. Eine Garderobe und ein Schrank müssen noch her. Nach den Sommerferien soll es soweit sein. Dann eröffnen die beiden die Bauernhofspielgruppe «Heufäger» auf dem Hof Techenwies in Wolferstwil.

Keine Spielsachen

Die Werbetrommel für die Spielgruppe haben sie schon kräftig gerührt. Bis auf sechs sind die 17 Plätze bereits besetzt. Die Spielgruppe findet jeweils Montags statt. Ursprünglich wollten Nicole Jud und Chantal Hafner eine Kinderkrippe eröffnen. Doch die Auflagen dafür hätten sie nur schwer erfüllen können, zudem wäre der Aufwand, auch der finanzielle für die Eltern, zu hoch gewesen. «Wir wollten etwas eigenes auf die Beine stellen», sagt Nicole Jud. «Es ist so lässig etwas zu machen, das es nicht überall gibt», sagt Chantal Hafner. Man wolle den Kindern den Bauernhof näherbringen, sind sich die beiden einig. «In unserer Spielgruppe dreht sich alles um den Bauernhof. Wir helfen im Sommer heuen, tränken oder bürsten die Kälbchen, fahren mit dem Traktor mit und spielen im Garten», so Nicole Jud. Spielsachen sucht man vergebens. «Wir spielen mit dem, was da ist. Lego spielen können die Kinder auch zu Hause», sagen die beiden jungen Frauen, die auch selbst Mütter sind. Doch so ganz ohne Spielsachen wollen die Initiantinnen der Spielgruppe doch nicht auskommen. Sie verraten, dass für die Kinder Tret-Traktoren zur Verfügung stehen werden. Die Bauernhofspielgruppe basiere auf der Idee der Waldspielgruppe, so Chantal Hafner. Man sei bei jedem Wetter draussen. Schmutzige Kleider und Stallgeruch inklusive. Sollte das Wetter gar unfreundlich sein, sei das «Fägerstübli» eingerichtet, so Nicole Jud.

«Eine innovative Sache»

Sie ist die Schwiegertochter des Landwirts, welcher den Hof Techenwies bewirtschaftet. Godi Jud zeigt sich erfreut über die Idee mit der Bauernhofspielgruppe. «Ich finde es eine gute und innovative Sache», sagt Godi Jud. Er unterstütze das Projekt. Er sei immer für etwas Neues und wolle den jungen Leute nichts verwehren, sagt der Landwirt und fügt an: «Das ist eine Chance für die Jungen.» Zudem sehe er darin auch einen Beitrag an die Öffentlichkeitsarbeit, welche für die Landwirtschaft wichtig sei.

 

 

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14.Februar 2012
14.Februar 2012

Vivien Steiger

 

Wolfertswil.Jeden Montagmorgen treffen sich die «Häufäger» beim Hüttli vor dem Magdenauer Weiher. «Die Eltern bringen ihre Kinder dorthin und hohlen sie auch wieder dort ab», sagt Chantal Hafner-Schneider, die zusammen mit Nicole Jud-Peterer die Kinderspielgruppe auf dem Bauernhof ins Leben gerufen hat. Vom Hüttli gehen alle zusammen zum Hof von Godi Jud, Schwiegervater von Nicole Jud-Peterer.

 

Den Bauernhof kennen lernen

 

«Mit der Idee der Bauernhofspielgruppe wollen wir den Kindern den alles um und mit dem Bauernhof näher bringen», sagt Chantal Hafner-Schneider. Sie können mit dem Traktor mitfahren, die Kühe füttern oder die Pony's bürsten. «Wir haben meistens ein passendes Thema. So lernen die Kinder verschiedene Dinge besser kennen.» Themen seien beispielsweise Milch, Katze oder Sonnenblume gewesen. Die Kinder lernten, welche Nahrungsmittel Milch enthalten. Im Sommer konnten sie Sonnenblumen im Garten pflücken und die Sonnenblumenkernen sammeln. «Wir haben fast keine Spielsachen, der Hof, Garten und die Tiere ersetzen die Spielsachen ohne Probleme.» Die Tret-Traktoren würden den Kindern zur Verfügung stehen und seien ihre absoluten Favoriten. Die beiden Frauen sind überrascht, wie gut die Kinder die eingeführten Heufägerregeln einhalten . "Diese erklärten wir den Kids am Anfang und sie werden erstaunlich gut beachtet . So wissen die Kinder, dass z. B die Leitern auf dem Hof ein Tabu sind und Fahrzeuge nicht einfach bestiegen werden dürfen» Wie in jeder Spielgruppe gäbe es auch bei den «Heufägern» schwierigere Kinder, aber die Verhältnisse seien sehr gut zwischen den Mädchen und Knaben. Beim Znüni sei dies besonders gut zu sehen: «Alle teilen ihren Znüni mit den andern, ohne dass wir etwas gesagt haben», erzählt Chantal Hafner-Schneider voller Freude. Momentan haben die «Häufäger» 18 Kinder, aufgeteilt in zwei Gruppen, eine am Montagmorgen und eine am Nachmittag.

 

Grosse Nachfrage für «Heufäger»

 

«Ab diesem Sommer kommt eine dritte Gruppe dazu, jeweils am Dienstagmorgen.» Die Nachfrage ist laut Chantal Hafner-Schneider und Nicole Jud-Peterer gross. Sie hätten schon für das Jahr 2013 eine ganze Gruppe beisammen. Die beiden gelernten Kleinkinderzieherinnen sind sehr erfreut über die zahlreichen Anmeldungen: «Wir dachten, man müsse noch mehr Werbung machen, aber die Leute werden immer wieder aufmerksam auf uns, da wir an vielen Anlässen teilnehmen. Sie waren auch an der Kinderfasnacht in Flawil: «Wir gingen als Kühe», sagt Chantal Hafner-Schneider mit einem Lachen. «Die Kinder hatten viel Spass am Kostüm-Basteln wie auch am Umzug selbst.» Nicole Jud-Peterer und Chantal Hafner-Schneider führen Informationsabende durch, da man unter dem Jahr nicht in die Spielgruppe hineinschnuppern könne. Das würde die Kinder ablenken, sind sich die Frauen einig.